Waldwirtschaft - Biergarten über der Isar
Münchens schönster Biergarten liegt hoch über der Isar in Pullach im Süden Münchens.
Im Bilderbuchbiergarten unter uralten Kastanien gibt es das beste Essen, Livemusik, eine Minigolfbahn, einen Spielplatz, Spatenbier vom Fass und die allernetteste Gäste-Mischung.
Wer es schicker mag und nicht lange über Kies stöckeln möchte, lässt sich im denkmalgeschützten Wirtshaus bedienen.
Wer mit Kindern unkompliziert und kostengünstiger unterwegs sein möchte, holt sich nur Getränke ab und packt das eigene Picknick an den Tischen beim Spielplatz aus.
Wir lieben es, uns mit den leckeren gebrutzelten Hühnchen oder Rippchen, Brez‘n und Obazda, Steckerlfisch oder zimtzuckrigen Aus‘zogenen an den Musikpavillon zu setzen.
Nur eine Tischdecke und Windlichtchen bringen wir für zusätzliche Gemütlichkeit selbst mit, denn in der schönen Wawi können wir schon mal länger sitzen bleiben.
Bayrische Tradition
Die Biergartentradition in Bayern gehört zu den Dingen, die wir besonders im Sommer, am meisten lieben.
Die Wawi vereint alles, was wir uns von einem Biergarten erträumen - eine wunderschöne Lage im Grünen, ausgelassene Stimmung und richtig gutes Essen.
Tatsächlich hatte dieser besondere Ort aber auch hunderte Jahre Zeit, um das zu werden, was er heute ist.
Schon 1301 kaufte das Heilig-Geist-Spital in München für 55 Pfund Pfennige die Schwaige bei Hesselohe, auf deren Grund wir heute so gerne Sommerabende verbringen.
Das christliche Krankenhaus gründete dort Münchens erste Sozialstation für Arme und Kranke.
Die kleine Dreifaltigkeits Kapelle, hinter dem heutigen Gasthaus, veranstaltete schon damals Kirchweihfeste und Jahrmarkt.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde ein Tanzpavillon erichtet.
Wenn wir heute die Jazzband in der Wawi spielen sehen, ist das eine wunderschöne Reminiszenz an diese Zeit.
Kühle Bierkeller
1818 wurde auf dem heutigen Wawigrund ein Bierkeller angelegt.
Damit das Bier über die warmen Sommertage nicht verdarb, wurden in München Bierkeller meist tief an den Isarterrassen eingegraben.
Darüber halfen Kiesbelag und ausladende Kastanien die Bierkeller zusätzlich kühl zu halten.
Was zweckmäßig gedacht war, macht bis heute den Charme der bayerischen Biergärten mit ihrem alten Baumbestand aus.
Die Isartalbahn
Die erste Bahnstrecke zwischen Pullach und München wurde 1854 fertiggestellt.
Wir bevorzugen es zwar, einen Ausflug zur Waldwirtschaft mit dem Fahrrad zu machen, zumal es von München die ganze Zeit an der herrlichen Isar entlang geht. Zugegebenermaßen ist es aber auch mal ganz schön, an einem faulen Tag einfach in die Bahn zu hüpfen und ziemlich schnell hin und zurück gebracht zu werden.
Biergartenrevolution
Die „Bayerische Biergartenverordnung“, die in Bayern so erst genommen wird, wie sie klingt, ist ebenfalls eng mit der Waldwirtschaft verbunden.
1995 kämpften 25 000 Münchner in der aufsehenerregenden „Biergartenrevolution“ um einen Teil ihrer Kultur.
Die neu zugezogenen Nachbarn der Wawi hatten sich über die Lautstärke des Biergartens beschwert und beinahe durchsetzen können, daß um 21:30 Schluss sein muss mit dem Betrieb.
Nach dem energischen Widerspruch der tausenden Demonstranten, wurden die Biergärten zur geschützten Tradition erhoben und fest definiert.
Ihr Charakter ist demnach durch den Ausschank unter Bäumen geprägt; Gäste dürfen ihre Speisen selbst mitbringen und nur die Getränke vor Ort erwerben.
Ihre Sperrstunde wurde auf 23.00 Uhr erweitert.
Und auch darum sitzen wir heute mit Biergartenfreunden allerunterschiedlichster Herkunft an lauen Sommerabenden unter den Lichterketten in Wawis Kastanien. Bis die Musik gegen elf verstummt genießen wir eine der besten bayrischen Traditionen.